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Ein marodes Schauspielhaus. Der einstige Prunk des traditionellen Kulturetablissements bröckelt seit Jahren von der Decke. Geld für eine Renovation fehlt der kleinen Stadt. Vor dem Haus wartet die Abrißbirne. Passanten streiten sich mit Bauleuten über den Kulturverlust in der Stadt, in der es sonst nur Fußball gibt. Andere sind froh, daß die Ruine endlich wegkommt.

 

Eine kleine, vom Kampf um Anerkennung verschlissene Theatertruppe versucht verzweifelt, noch einmal ein Stück auf die Bühne zu bringen. Vielleicht doch nicht das letzte Mal. Vielleicht ist das Stück der erste Schritt für einen Neubeginn. Vielleicht tut sich mit der Inszenierung eine unerwartete Tür auf. Für den Regisseur. Für die an Glück, Geld und Geltung darbenden Schauspieler.

 

Das Stück soll ein großes, episches Drama werden, erzählt in den wilden, weiten, windigen Landschaften Westirlands: Kora. Hier, auf der kleinstädtischen Bühne. Heimlich träumen der Regisseur und sein verlorener Haufen aber den Traum vom Kino. Große Bilder. Große Gefühle. Reich und berühmt werden. Der Duft der großen, weiten Welt. Da, wo die große, weite Welt am Horizont lockt. Nächster Halt: Amerika! Große, ehrgeizige, hungrige Filmträume am Atlantik.

 

Um so niederschmetternder die kleinstädtische Theaterwirklichkeit. Ein Schlag ins Gesicht der Schauspieler. Die verlotterte Bühne. Der verwanzte Proberaum. Kalter Hackepeter mit Sättigungsbeilage und ranziger Majo in der speckigen Kantine. Dann lieber Hunger! Und Dosenbier. Dosenweise. Ab und zu ein dröger Fick mit N’importe-qui. Die Hölle findet auf Erden statt. Nichts gibt es häufiger auf der Welt als Schauspieler. Außer Insekten, vielleicht.

 

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Morten sitzt im Gefängnis, weil ihn seine Frau bei der Polizei angezeigt hat: Sexueller Mißbrauch an Kora, der eigenen Tochter! Morten ist unschuldig, wir wissen das. Trotzdem gönnen wir ihm sein Schicksal – wir kennen seine heimlichen Träume. Ein politisch unkorrekter Film über Vorurteile, Schuld und Schadenfreude.

 

St. Martin, St. Mary, St. George, St. Helena, St. Patrick, St. Michael. Und St. Agnes, die Hauptinsel. Sieben winzige Felsinseln im Nordatlantik, wie Kieselsteine von der Hand des Schöpfers ins Meer geworfen. Auf St. Agnes gibt es ein kleines Flugfeld. Bei Ebbe. Bei Flut steht die flache Sandbucht, auf dem das zweimotorige Flugzeug dreimal pro Woche landet und ein Dutzend Passagiere ausbrütet, metertief unter Wasser. „Flugzeiten abhängig vom Tidenhub“, steht im lokalen Flugplan. St. Agnes hat einen Leuchtturm und ein paar Hundert Einwohner.

 

Die Inseln der andern Heiligen haben einen Leuchtturm und ein paar Dutzend Einwohner. Zwischen St. Agnes und den sechs vorgelagerten Inseln verkehren kleine Fähren mit genug Ladefläche für zwei eng aneinandergekauerte Autos und ein paar Kisten Porter. Ein verbeulter alter Bedford-Bus hält die Verbindung zwischen den sieben Inseln aufrecht. Als Taxi, Gemüsewagen, Biertransporter, als mobile Leihbibliothek, Postkamion und Flugfeld-Shuttle-Bus. Bei Regen, bei Nebel und bei Sturm. Bei Ebbe und Flut. Morten fährt den alten Bedford. Seine Tochter Kora fährt manchmal mit.

 

Kora erzählt seine Geschichte auf einer Insel im Atlantik, wo die Grenzen zwischen Mief und Gemütlichkeit, zwischen sozialer Sicherheit und Bevormundung fließend sind. In einer geschlossenen Gesellschaft, wo jeder jeden kennt, und jeder von jedem alles weiß.

 

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Kora, das sind drei Projekte. Mindestens. Nach allen Regeln des inspirierten Handwerks parallel montiert. Und demontiert.

 

Die Proben zu Kora,

der vielleicht letzten gemeinsamen Theaterarbeit eines kläglichen Ensembles und ihres ratlosen Spielleiters in der hiesigen Kleinstadt. Ein Theaterfilm im Alltagsmief.

 

Der Spielfilm Kora,

gedreht in epischen Bildern an der Atlantikküste Irlands. Mit Schauspielern, die im taggeträumten großen Kinofilm grandios und großartig sind. Nicht hölzern und verpickelt wie in ihrer täglichen Theaterprobenwirklichkeit.

 

Kora backstage

Streit, Debatten, Rechtfertigungen, Ausreden, Klugscheißereien und Schonimmergewußthaben aller, angesichts des geplanten Theaterabrisses, des ausbeuterischen Projekts, des radikalen Drehbuchs, des dürren Lebens der Künstler. In vielen leidenschaftlichen Kampfreden dem Berichterstatter in die Kamera gesprochen und als inszenierte Zwischenspiele in die Geschichte geschnitten.

 

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Kora (15)

Auf der Schwelle zwischen Mädchen und junge Frau ist Kora keine Schönheit, aber sie ist sicher die schönste auf St. Agnes. Sie hat entdeckt, daß ihre aufkeimende Sexualität den Männern deutliche Signale gibt, und sie mag – auch wenn sie deren Inhalt lieber nicht bis ins letzte verstehen will – die damit verbundene Macht. Beobachtet sie, wie Männer auch Signale von anderen Frauen mit Interesse registrieren, reagiert sie mit großer Eifersucht. Reizbar, launisch, aber voller Tatendrang. Kokett und mit vielen Träumen und Wünschen, die sie aber schnell langweilen, wenn sie Wirklichkeit werden. Ein eigensinniges Naturkind in einer kleinen, engen Inselgemeinschaft.

 

Linda (15)

Sie ist nicht hübscher als Kora, aber sie kommt aus Frankreich, verdreht mit ihrer Fremdheit den Männern den Kopf und wird auf der Insel Objekt der Begierde. Kora mag sie vom ersten Moment an nicht, obwohl die beiden viel gemeinsam haben. Linda weiß genau, was gut ist und was böse, und weil sich das Böse, das ihr angetan wurde, nicht zum Guten wenden läßt, macht auch sie sich bereits die ersten Gedanken um Rache und Vergeltung. Doch ein Unfall kommt ihr zuvor, macht sie zu einer früh sterbenden Heldin und erspart ihr das Schicksal vorzeitiger Verbitterung.

 

Morten (45), Koras Vater

Ein rätselhafter Antiheld und ehemaliger Lehrer, der sein düsteres sexuelles Interesse an sehr jungen Mädchen mit Charme und Gutmütigkeit vor der Welt verbirgt. Hinter seiner kindlichen Verspieltheit verbirgt sich eine große Leere und eine unerfüllbare Sehnsucht nach einem anderem Leben. Die Liebe zu seiner Tochter trennt er tapfer von seiner dunklen Triebwelt, auch wenn dies seine ganze Willenskraft erfordert. Ein guter Vater und ein guter Ehemann, aber mit tausend Schuldgefühlen und deshalb nicht fähig, sich gegen die ungerechte Verleumdung zu wehren.

 

Isabel (30), Koras Mutter

Obwohl sie in der Blüte des Lebens steht, ist sie voller Angst, bald alt und welk zu werden und die Liebe ihres Mannes zu verlieren. Die Eifersucht auf ihre Tochter wird zu einer Obsession, wie wir sie aus Arther Millers View from the Bridge kennen. Isabel handelt wie eine Figur aus dem Alten Testament: Auge um Auge, Zahn um Zahn – nur Rache und Vergeltung bringt Genugtuung. Voller destruktivem Selbsthaß steht sie vor dem Spiegel und versucht, ihn zu zertrümmern: Wir verstehen es nicht – wir sehen eine attraktive Frau.

 

Krupp (49), Mortens Zellengenosse

Ein Verbrecher im Knast, der sein Einbrecherhandwerk für den ehrenwertesten aller Berufe hält. Krupp hat ein ganz klares Weltbild, das ihn Mörder und Schläger meiden und vor allem Sexualverbrecher für das letzte überhaupt halten läßt. Die Komplizenschaft mit Morten bewegt sich auf ganz dünnem Eis.

 

Arnold, Koras Freund

Simon, Lindas Onkel

Der Alte, Isabels Vater

Pater Salvian

Bühnenarbeiter, macht alles, sagt alles

Nummer fünf, scharfzüngige Feministin

Gerd, scharfzüngiger Klugscheißer

und viele andere

Auftritt Bühnenarbeiter. Er trägt die tote Linda auf den Armen. (...)

 

Der Bühnenarbeiter ahmt das Kreischen eines Möwenschwarms nach. Kora macht dazu den Wind und das Tosen der Brandung.

 

Bühnenarbeiter

Es war die Falltür.

 

Kora

Ein Unfall?

 

Bühnenarbeiter

Ein Deus ex machina. Ein willkürlicher Eingriff der Dramaturgin. Du wirst dem Phänomen an diesem Haus noch öfter begegnen.

 

Kora

Du bist so unromantisch.

 

Bühnenarbeiter

Für einen lyrischen Monolog ist die Leiche zu schwer.

 

Linda

Ich bin nicht dick.

 

*

 

Makler

Sie können die Wohnung 13’00 Uhr besichtigen. Bringen Sie Ihre Freundin mit. Dann kann ich sie besichtigen. Kleiner Witz, haha.

 

Gebrauchtwagenhändler

Du kennst mich: Bei mir kriegt auch der Teufel persönlich Ratenzahlung. Bei dir habe ich meine Bedenken.

 

Bankbeamter

Verlangen Sie einen Vorschuß auf den Vorschuß. Gleichen Sie mit dem Vorschuß Ihr Konto aus. Dann geb’ ich die Karte wieder frei.

 

Dramaturg

Gut ist nicht, wenn du nichts mehr dazumüllen kannst. Gut ist, wenn du nichts mehr weglassen kannst. Aber leichter, einen Seemann von deiner Schwester zu zerren, als dir zu helfen.

 

Hauptrolle

Die gute Nachricht: Einer von uns beiden arbeitet heute. Die schlechte: Ich nicht. Ich habe meine Tage! Es gibt eine Wegweisung der Bühnengenossenschaft, die dir auch vorliegen müßte, daß wir Genossinnen das Recht haben...

 

Intendant

Du hast wohl den Arsch offen, mich um diese Zeit anzurufen. Verpiß dich aus meiner Leitung, bevor ich mich vergesse!

 

 

 

Kora in Produktion