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„Nur keine Halbheiten“, läßt Urs Odermatt eine seiner Figuren sagen. Er selbst hat sich daran gehalten: Der böse Onkel ist das radikalste Stück Kino, das die Deutschschweiz in den letzten Jahren hervorgebracht hat: schnell, scharf, sehr witzig. Sagenhaft provokativ. Der Film verharmlose Pädophilie, zischte der „Beobachter“

wütend.

 

Eine solche Beobachtung kann man freilich nur machen, wenn man starr geradeaus guckt: auf Armin (Jörg-Heinrich Benthien), ein drahtiges Kerlchen um die fünfzig, das kein Problem damit hat, seinen guttrainierten Körper splitterfasernackt zu präsentieren. Der Dorfschullehrer einer kleinen Aargauer Gemeinde zwingt zudem seine Schülerinnen nackt an die Turngeräte – und zu mehr, wie späterhin klar wird.

 

Das empört Trix Brunner (Miriam Japp), die vor Jahren von der Stadt aufs Land zog. Ihr Kampf gegen Armin ist freilich ein Kampf gegen Windmühlen. Der ehemalige Spitzensportler sei der Stolz des Dorfes, befindet die Schuldirektorin (Verena Berger) – gegen eine solche Ikone stinke man nicht an. Selbst ihre 15jährige Tochter Saskia ist Trix keine Verbündete. Im Gegenteil. Saskia bedauert, daß sie als einzige in der Klasse nicht von Armin mißbraucht wurde.

 

Für solch atemberaubend schlüpfrig inszenierte Sexploitation würde man einen US-Regisseur wohl frenetisch feiern. Doch wenn es aus dem Aargau erzählt wird, ist schnell Schluß mit lustig. Dabei macht Regisseur Odermatt überdeutlich, daß sein Film in erster Linie ein Film ist. Es gibt Brechtsche Verfremdungseffekte ohne Zahl; die Spielfilmhandlung wird durch vor Wut rasende Monologe unterbrochen.

 

Die Schauspieler sind klasse, die intellektuelle Montage ist brillant – nur Großmeister Godard schneidet sonst so elaboriert. Vor zu viel Verkopfung wird Odermatt durch einen Touch Tarantino geschützt: Der Prolog besteht aus dem bösartigen Zwiegespräch zweier lebender Leichen – eine irre Szene, die noch irrer wird, wenn der Schluß erklärt, was es damit auf sich hat.

 

Das beste jedoch ist, daß sich die Komplexität des Films keineswegs im Formalen erschöpft. Die Psychologie der Teenagerseelen ist durchaus glaubwürdig – junge Mädchen, deren weibliches Selbstgefühl noch so fragil ist, daß sie den Mißbrauch als Anerkennung ihrer Sexualität mißverstehen.

 

Zudem zeichnet Odermatt sehr präzise ein soziales Milieu, das nicht die Tat verdammt, sondern jene Person, welche die Tat ans Licht zerren will – eine Form von „Vergangenheitsbewältigung“, die ja nun leider weitverbreitet ist. Man muß bei Der böse Onkel also eher von einem schonungslosen als einem beschönigenden Film sprechen.

 

Doch bleibt natürlich wahr, daß der Regisseur sich in der Rolle des Bürgerschrecks gefällt. „Menschlicher Fortschritt wird stets im Dissens erreicht“, heißt es im Film. In jedem Fall gilt: Wenn die künstlerische Freiheit und Frechheit, mit der Odermatt agiert, Schule macht, hat der Deutschschweizer Film eine blühende Zukunft. Schon deswegen sollten den Film auch diejenigen schauen, die nicht mit ihm einverstanden sind.

Mathias Heybrock

Sprechende Leichen

Basler Zeitung, 25. Juli 2012

 

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Inhaltlich gewagt, formal brillant: Diese Woche kommt der umstrittene Low-Budget-Film Der böse Onkel in die Kinos; eine rasante Abfolge von drastischen Bildern, wüsten Worten und verfremdeten Situationen.

 

Ein nackter Lehrer mit Gitarre in der Mädchendusche, hüllenlose Männer in Schachteln, Brandopfer, denen die Haut in Fetzen runterhängt: Als Zuschauer muß man sich bei Der böse Onkel auf einiges gefaßt machen. Doch es ist nicht diese Drastik, die dem Film angekreidet wird. Er verherrliche Pädophilie und mache Opfer zu Tätern, heißt es. Zudem erzähle er die wahre Geschichte des Kinderschänders Köbi F. und verletze damit Persönlichkeitsrechte.

 

Obwohl der Nidwaldner Regisseur Urs Odermatt es abgestritten hat, ist die Nähe zum Fall Köbi F., der in den neunziger Jahren die Aargauer Gemeinde Möriken aufgewühlt hat, unbestreitbar: hier wie dort ein pädophiler Turnlehrer, eine „erst“ seit zwölf Jahren ortsansässige Anklägerin und eine Gemeinde, die ihren Dorfhelden

schützt und statt seiner die „Fremde“ angreift. Dennoch könnte niemand dem Film vorwerfen, er bilde Realität ab: Odermatt bedient sich geradezu meisterhaft des Verfremdungseffekts. Songs, Kommentare, künstlich wirkendes Schauspiel, surreale Situationen und Abfilmung der eigenen Dreharbeiten, das alles sorgt dafür, daß der Zuschauer auf Distanz bleibt und trotzdem Zeit hat zum Nachdenken.

 

Daß der pädophile Turnlehrer Armin (gespielt von Jörg-Heinrich Benthien) sympathisch wirken würde, läßt sich auch nicht behaupten. Vielmehr leidet der einstige Landesmeister im Turmspringen unter einer fatalen Wahrnehmungsstörung. Er, der den Schülerinnen so gerne sein baumelndes Gemächt zeigt, glaubt  wohl selbst, was die Dörfler von ihm sagen: Er sei ein „Prachtskerl“, „der einzige Held, den das Dorf je hervorgebracht hat“. Bei so viel Selbstverliebtheit verwundert es nicht, daß Armin die normale Teenieschwärmerei seiner Schutzbefohlenen gnadenlos ausbeutet.

 

Seine Gegenspielerin Trix Brunner (Miriam Japp), deren Tochter Saskia ihr von Armins Übergriffen erzählt hat, ist auch nicht gerade eine Lichtgestalt: Verbittert und schrill, wie sie Armins Bestrafung fordert, kann sie kaum Unterstützung erwarten. Am Schluß sinkt sie moralisch noch tiefer als der Angeklagte, nicht nur, indem sie seine Methode der „Stripstrafe“ an der Schulpflegechefin anwendet. Der Weg des bösen Onkels in den Knast ist schließlich mit Leichen gepflastert. Fast alle Akteure werden bestraft; auch die unschuldigen Mädchen, die es eigentlich zu schützen galt.

 

Die Machart von Der böse Onkel ist so atemberaubend ungewöhnlich, daß man kaum glauben kann, daß der Regisseur ein Schweizer ist. Unfaßbar auch, daß sich so ein Werk – 50 Drehtage, 67 Schauspieler, 183 Crewmitglieder – mit nur 68'000 Franken realisieren ließ. Dem Film ist Erfolg zu wünschen. Vielleicht werden ihn nicht Zehntausende sehen; aber viele, die es wagen, werden es ein zweites Mal tun, nur um alle seine Finessen mitzubekommen.

Irene Widmer

Schwere Kost, atemberaubend angerichtet

Tages-Anzeiger, Zürich, 10. Juli 2012

 

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Der Armin ist zwar nicht mehr der Jüngste, aber immer noch topfit. Immerhin war er einmal Olympiateilnehmer. Im Dorf ist man stolz auf ihn. Er gehört zur besseren Gesellschaft und sorgt als Sportlehrer am örtlichen Mädchengymnasium für Körperertüchtigung. Daß Lehrer Armin seinen Schutzbefohlenen nach dem Schwimmunterricht nicht nur beim Duschen hilft, ihnen auch sonst dann und wann etwas näher kommt, ist bekannt und stört niemanden. Das eine oder andere Mißgeschick kann dabei schon einmal vorkommen. „Armin hat seine Badehose verloren. Beim Sprung vom Zehnmeterturm.“

 

Die knospenden Teenies finden das lustig und Armin ausgesprochen sexy. Mit einer Ausnahme, und die heißt Saskia. Sie ist erst kürzlich mit ihrer alleinerziehenden Mutter zugezogen, das Verhältnis zwischen den beiden gespannt. „Weißt du, was mein wirkliches Problem ist? Mein Problem ist, daß du immer recht hast, und ich dafür die Rechnung zahle.“

 

Frau Brunner ist fassungslos, als sie von ihrer Tochter von den Grapschereien des Sportlehrers beim Turnunterricht erfährt und wendet sich empört an die Dienstaufsicht, wo sie freilich als Reingeschmeckte einen schweren Stand hat. „Armin? Ein Prachtskerl, nicht wahr? Wäre er ein Sauhund, wüßten wir das.“

 

Urs Odermatt folgte inhaltlich bei der Verfilmung von Der böse Onkel seinem provokativen Theaterstück. Folglich handelt es sich dabei auch nicht um ein Betroffenheitsmelodram im Stil eines deutschen Fernsehspiels. Mit minimalem Budget drehte Odermatt ein filmisches Pamphlet gegen die allgemeine Verdrängung, wobei er sämtliche Spielarten der filmischen Möglichkeiten ausnutzte. „Ich glaube nicht, daß es schlechte Witze gibt. Es gibt nur schlecht getimte Witze. Ich versuche alles, wovon meine Kollegen die Finger lassen, bei mir einzubauen und so zu montieren, daß es funktioniert. Manchmal ist es nur ein Feld, eine Vierundzwanzigstelsekunde. Wenn sie drin ist, stürzt es ab. Wenn ich sie wegmache, geht es vielleicht.“

 

Nicht nur vielleicht. Urs Odermatt kennt kein Pardon gegenüber den allesamt bösartigen Protagonisten seiner Handlung. Auch das Nymphchen Saskia ist ein Biest. Nicht nur der eigentliche Täter ist schuldig, sondern die gesamte verkommene Gesellschaft. Der perfekt inszenierte und vor allem montierte Film verstört und entläßt das Publikum betroffen aus dem Kino. Auch in der frischen Schweizer Bergluft von Solothurn läßt einen Der böse Onkel lange nicht los.

 

Odermatts Umgang mit diesem moralischen Abgrund macht deutlich, daß nur unkonventionelle filmische Ausdrucksmittel taugen, um den Kern der Sache zu treffen. Noch einmal Urs Odermatt: „Ich lasse keine Grenzen zu in der Komplexität des Rätsels, das ich entwickle, gleichzeitig lasse ich keine Grenzen zu in der Sattheit der Griffe in die unterste Schublade der Kolportage. Das heißt, alles ist erlaubt. Außer schlecht. Und schlecht ist bei mir definiert durch Nicht-konsequent-gemacht. Und die Konsequenz durch den Bau, die Form, den Rhythmus und durch das Tempo.“

 

Das Ergebnis überzeugt. Es ist zu hoffen, daß sich auch in Deutschland ein mutiger Verleiher findet, der diesen außergewöhnlichen Film in unsere Kinos bringt.

Herbert Spaich

Schlimme Worte

SWR 2, Baden-Baden, 30. Januar 2012

 

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Das Thema Kindesmißbrauch wird im Kino oft in harten Dramen beleuchtet. Im Schweizerdeutschen Spielfilm Der böse Onkel dagegen setzt Regisseur Urs Odermatt auf Verfremdungen und Show-Effekte – und erreicht damit eine anregende Intensität.

 

Der böse Onkel erzählt vom Kampf einer Mutter, Trix Brunner (Miriam Japp), gegen den Sportlehrer Armin (Jörg-Heinrich Benthien). Der Pädagoge mißbraucht Schülerinnen sexuell. Trix sollte ein leichtes Spiel haben. Doch der ganze Ort stellt sich gegen sie.

 

Die Dorfbewohner betrachten Armin, der einst Medaillenruhm einheimste, als einen „Prachtkerl“. Sie wollen nicht wahrhaben, daß einer von ihnen verdorben ist. Es kann nicht wahr sein, was nicht wahr sein darf. Mit Armin verteidigen die Alteingesessenen vor allem ihr geschöntes Selbstbild. Dadurch werden auch sie mehr und mehr zu Verbrechern und pervertieren an sich positive Grundwerte der bürgerlichen Gesellschaft wie das Prinzip der Solidarität.

 

Anders als in den meisten Filmen zum Thema sexueller Mißbrauch Minderjähriger steht scheinbar nicht die Verteidigung von Moral und Gesetz im Zentrum. Bizarre Momente, etwa der nackt unter der Dusche gitarrespielende Lehrer, und bewußte Irritationen, zum Beispiel durch eingefügte Dokumentaraufnahmen von den Dreharbeiten, verblüffen. Doch gerade, weil Autor und Regisseur Urs Odermatt, der sein eigenes Theaterstück adaptiert hat, nicht geradlinig Moral und Gesetz verteidigt, erzielt er eine starke Wirkung.

 

Der skurrile Humor und der Stil einer grellen Revue provozieren ein intensives Nachdenken über Fragen des Miteinanders. Wesentlich ist dabei der Aspekt, daß die Mutter im Dorf als „Zugereiste“ gebrandmarkt wird. Zwar lebt sie mit ihrer Tochter Saskia (Paula Schramm) bereits seit zwölf Jahren im Ort. Doch die Ansässigen halten sich für die besseren Menschen. Der Film offenbart deutlich die Gefährlichkeit der Macht einer Mehrheit gegenüber einer Minderheit und erreicht damit eine große Allgemeingültigkeit.

 

In der Schweiz erregte der Film einiges Aufsehen, denn die Geschichte erinnert an einen realen Fall: In den achtziger und neunziger Jahren hatte ein Turnlehrer mehrere Mädchen sexuell mißbraucht. Es dauerte Jahre, ehe er gerichtlich verfolgt wurde, weil sich eine große Mehrheit des Ortes schützend vor ihn stellte. Erst 2000 wurde er zu einer Haftstrafe verurteilt.

 

Songs, oft sehr drastische Sprachfetzen und die von surrealen Videoclips angeregte Bildmontage in Der böse Onkel sind für ein konventionell orientiertes Publikum sicher eine Herausforderung. Eine Herausforderung, der es sich aber zu stellen lohnt. Denn der Film entläßt einen nicht beruhigt. Am Ende steht die Frage, ob nicht jeder jederzeit Gefahr läuft, vor Schrecklichem, sei es nun Kindesmißbrauch, Fremdenhaß oder Gewalt gegen Schwache, die Augen zu verschließen.

Peter Claus

Thema Kindesmißbrauch

Stern, Hamburg, 5. April 2013

 

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Dem schwierigen Thema „Sexueller Mißbrauch von Schutzbefohlenen“ widmet sich die Schweizer Farce Der böse Onkel – so radikal anders in Form und Erzählweise, daß das Ergebnis nur polarisieren kann.

 

Sportlehrer Armin (Jörg-Heinrich Benthien) ist der Held des Schweizer Dörfchens – weil er vor Äonen einmal bei Olympischen Spielen dabei war. Jetzt trainiert der schmierige Macho die Schülerinnen des örtlichen Mädchengymnasiums, läßt die Teenager nackt in der Halle toben und geht hinterher mit duschen. Als Saskia (Paula Schramm) zu Hause davon erzählt, stört die alleinerziehende Mutter (Miriam Japp) mit ihrer Anzeige nachhaltig den gewachsenen Dorffrieden.

 

Mit vorzüglichen Darstellern seziert der Schweizer Autor und Regisseur Urs Odermatt genüßlich seine eigene, zuvor auf der Theaterbühne perfektionierte Sprechoper. Selbstbewußt und provokant bis zum Anschlag wird genüßlich mit sämtlichen Sehgewohnheiten gebrochen. Rasante Wortduelle prallen auf Brechtsche Verfremdungen, surreale Bilder auf Dürrenmattsche Untiefen – und das alles in Form einer brutal verdichteten Collage. Die Geschichte spielt nach den Regeln des Dorfes, nicht der Stadt – wobei Inhalt und Form dem Regisseur („Die Form ist die wahre Subversion“) mindestens gleich wichtig sind.

 

So ist Der böse Onkel am Ende mehr ein Theaterremix denn ein Spielfilm – ein bitterböser, mitunter fast schon überfrachteter Bilderrausch, der als Gesellschaftsporträt dennoch zielsicher ins Schwarze trifft. Vor allem die wohltuende Abwesenheit jeglichen Anflugs von Betroffenheit macht diese pointierte Farce nur noch bedrohlicher.

 

Zwischendurch berauscht sich der Film zwar ein wenig zu arg an seiner eigenen Radikalität und Verkopftheit, verliert kurz den Faden und wird albern, doch ebenso schnell ist er wieder in der Spur hin zum trostlosen Finale. Brillant.

Stefan Gnad

Wehe dem, der den Dorffrieden stört – Urs Odermatts pointierte Farce über sexuellen Mißbrauch

Nürnberger Nachrichten, 25. April 2013

 

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Wenn man ins Kino geht, um sich entspannt zurückzulehnen, um dann angenehm alleine gelassen das Schauspiel auf der Leinwand zu verfolgen, ist Der böse Onkel ziemlich sicher nicht die richtige Filmwahl. Er ist beileibe kein Film, der einem eher mainstreamigen Arthouse-Publikum den Samstagabend vor dem Restaurantbesuch mit standesgemäßer (Film)Kultur garniert. Und das ist auch sehr gut so. Denn: der Film ist streitlustig und direkt, mutig und schonungslos, er ist Konfrontation, Provokation, Angriff und dabei ein durchweg unkonventionelles, anregend erfrischendes Filmerlebnis.

 

Der böse Onkel ist in unserem Fall Armin (Jörg-Heinrich Benthien), seinerseits ein etwas in die Jahre gekommener Sportlehrer in einem abgelegenen Dorf. Dort beschuldigt ihn Trix Brunner (Miriam Japp), er habe ihre Tochter Saskia (Paula Schramm) im Sportunterricht sexuell belästigt. Die Leute im Dorf sind empört – über die Mutter, die solch schwerwiegenden Vorwurf gegen den Lehrer erhebt, ist er doch immerhin früher einmal Landesmeister im Turmspringen gewesen, ein einsamer Höhepunkt in der Geschichte der Gemeinde. Die Meinung der Dörfler über Armin ist, daß er ein „Prachtkerl“ sei und: „Wäre er ein Sauhund, wäre er nicht hier.“ Rabiat geht es zu, folglich strafen die Bewohner die Unruhestifterin mit Verachtung. Soweit hört sich das nicht weiter neu an: der Stoff der Zugezogenen aus der Stadt, die es in ihrer neuen dörflichen Heimat schwer haben, geduldet sind, aber nicht akzeptiert werden, die ausgegrenzten Einzelnen gegen die bigotte Masse, ist bereits Dutzende Male erzählt worden. Die Art und Weise aber, wie Urs Odermatt, Schweizer Regisseur des Films, den Ausgangsstoff in Szene setzt, das ist ein formal faszinierendes Filmexperiment, das sämtliche Regeln bricht, die man an Filmhochschulen üblicherweise so lernt.

 

Zuerst einmal basiert der Film wörtlich auf dem gleichnamigen Theaterstück, für das sich ebenfalls Odermatt verantwortlich zeigt. Nun ist dieser aber kein gewöhnlicher Autorenfilmer, sondern ein Stückchenfilmer, viel mehr noch: ein zerstückelnder Stückchenfilmer. Der Satz, daß Filme erst am Schneidetisch entstehen, trifft auf kaum einen anderen Film besser zu als Der böse Onkel. Die Basis des wörtlich zementiert vorgegebenen Texts, den die durchweg starken Schauspieler meist frontal im Close-up in die Kamera sprechen, wurde beim Schnitt radikal durchbrochen. Sätze werden oftmals von mehreren Personen gesprochen, Wort für Wort zackig nacheinander montiert. Bei der Suche nach neuen Formen des filmischen Erzählens ist Odermatt seinen Kollegen weit voraus. Er experimentiert, ist assoziativ auf der Suche nach expressiven Bild- und Wortarrangements, die er mittels Collage, Schnittrhythmus und Sprechgeschwindigkeit erzeugt. Dadurch entsteht eine andauernde Atemlosigkeit, die sich durch den kompletten Film zieht. Als Zuschauer kennt man diesen Effekt von gut getimten Dialogen aus dem Theater. Die Darsteller im Film sind überwiegend Theaterschauspieler, insofern ist ihnen das deutliche, teils sehr artifizielle Sprechen vertraut von ihren Erfahrungen an der Rampe.

 

Sobald man sich als Zuschauer an das rasante Tempo des Films gewöhnt hat, ist es ein Genuß. Und das, obwohl man nicht in Ruhe gelassen wird von der Fülle der teils brettharten Dialoge, den Satzfetzen, den verschiedenen Realitätsebenen, den Fragmenten und schnellen Szenen-, Handlungs- und Figurenfolgen. Odermatt bringt die Identitäten seiner Figuren ins Wanken, verfremdet mit surrealen Einfällen Alltägliches und zerstört jegliche Restillusion aller Zuschauenden. Die Schauspieler sprechen den Zuschauer direkt an, holen ihn mit hinein ins groteske Schauspiel. Zwischendurch werden wiederholt kurze Making of-Clips gezeigt, einmal sieht man auch den Regisseur bei einer Regieanweisung: das Spiel ist konsequent als Spiel entlarvt und verschafft sich damit Distanz zum Zuschauer, der reflektierender Zuschauer bleiben kann, weil die illusionistische Identifikation mit einer der Figuren schwer fällt.

 

Trotz aller gewollten Künstlichkeit und Verfremdung ist zudem eine große Stärke des Films: Der böse Onkel macht eine Menge Spaß! Sein fulminantes Ideenspektakel entwickelt einen starken visuellen Sog, man wird (unterstützt von Sprache und Schnitt) immer wieder und immer weiter mitgerissen im vorwärts drängenden Handlungsstrom. Nicht zufällig durchziehen Flüsse und Züge leitmotivisch den Film. Bilder jagen Bilder jagen Sprache jagt Ideen: Hier legt Armin, der böse Sportlehrer in der Dusche des Dorfschwimmbades ein E-Gitarrensolo hin – natürlich nackt, hier gibt es immer wieder lange, giftige Monologe voll böser Gesellschaftskritik, hier tanzt eine Hip-Hop-Formation vor einem Supermarkt – und die ausgezeichnet gespielte Trix Brunner tanzt und singt mit, hier treibt der Tod von Butzi, dem Papageien, seine Besitzer in den Selbstmord – aber nicht, wenn währenddessen Volksmusik im Radio läuft, hier reißen sich die Schülerinnen beim Sportunterricht in der Turnhalle gegenseitig die Handtücher vom Leib, hier ist die Bürgermeisterin rasiert. Zugegeben: Der Film ist wüst, aber er ist nicht vulgär.

 

In der Schweiz, dem Heimatland von Urs Odermatt, hat Der böse Onkel medial großes Aufsehen erregt. Es gab Unterlassungsklagen, moralische Bedenken und Proteste von Menschen, die die Geschichte zu sehr an einen realen Mißbrauchsfall in der Schweiz erinnerte. An dieser Stelle muß man den Regisseur deutlich in Schutz nehmen. Die Handlung ist deutlich überhöht und als Fiktion, als Kunstprodukt erkennbar, als Werk, das Fragen stellt über verschiedenste Themen und sich eben nicht nur platt auf den Schutzbefohlenenmißbrauch fokussiert. Bei all den Problemen von juristischer Seite kann von finanzieller Seite nicht genug hervorgehoben werden, daß Der böse Onkel eine No-Budget-Produktion ist, das heißt natürlich auch, die gesamte Crew arbeitete ohne Gage, aber dafür mit umso stärkerer inhaltlicher Überzeugung. Durch die finanzielle Unabhängigkeit (die gleichzeitig natürlich auch finanzielle Not ist), besaß Odermatt vollständige kreative Freiheit. Geld gebiert eben selten Ideen. Schön, daß immer mal wieder Filme entstehen wie dieser: sperrig, amoralisch, ohne Kompromisse. Eindeutigkeiten fallen hier ebenfalls flach: Hier sind alle Täter auch Opfer und alle Opfer auch Täter.

 

Kleinere dramaturgische Schwächen (daß das Tempo von Anfang an sehr schnell ist, dadurch aber zum Ende hin nicht mehr gesteigert werden kann) und stellenweise irritierende Figurenzeichnungen (daß die Schülerinnen ihren Lehrer so komplizinnenhaft lüstern begehren, ist schwer nachzuvollziehen) fallen beim Gesamteindruck nicht weiter ins Gewicht. Man kann dem Film nur alles Gute wünschen! Auf daß möglichst viele Kinos den Mut haben werden, ihn ins Programm zu nehmen. Das Zeug zum Insidertip hat er allemal. Kurzum: Der böse Onkel ist ein verstörender Film, den man nicht so schnell wieder vergißt, er ist im besten Sinne eigensinnig, kantig und roh, er schreit konsequent unbequeme Fragen heraus, regt in jedem Fall zum Diskutieren an. Was kann ein Film denn noch mehr leisten?

Stephan Langer

Fein Geschnittenes oder: „Wäre er ein Sauhund, wäre er nicht hier“

Kino-zeit.de, Mannheim

 

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Der böse Onkel ist fraglos eines der gewagtesten Filmprojekte im Gegenwartskino der Deutschschweiz. Urs Odermatt legte es mit der Verfilmung seines gleichnamigen Theaterstücks dezidiert darauf an, zu polarisieren.

 

Die Geschichte um einen Sportlehrer, der sich in einem idyllisch gelegenen Dorf im Kanton Aargau an seinen Schülerinnen vergreift, wurde in den Schweizer Medien äußerst kontrovers aufgenommen. Die einen feierten Odermatts cineastisch außergewöhnlichen Film als avantgardistischen Geniestreich. Andere warfen ihm vor, sexuellen Mißbrauch zu verharmlosen.

 

Dieser Vorwurf hängt möglicherweise damit zusammen, daß der Film auf einem realen Fall basiert. Anfang der neunziger Jahre hatte eine Mutter im Aargau die lokalen Behörden zunächst vergeblich auf die Übergriffe des Lehrers aufmerksam gemacht. Bei Odermatt gibt es eine ähnliche Figur. Sie heißt Trix Brunner und erscheint alles andere als sympathisch. Zwar lebt die alleinerziehende Mutter schon seit zwölf Jahren im Dorf, doch für die Einheimischen ist und bleibt sie eine Zugezogene. Rechthaberisch, arrogant und keifend zieht sie gegen den Provinzklüngel und insbesondere die ignorante Schuldirektorin ins Feld, die nicht wahrhaben will, daß ausgerechnet der beliebte Sportlehrer Armin, der Stolz der Lehrerschaft und ein ehemaliger Landesmeister im Turmspringen, ein „Schweinehund“ sein soll. Trix Brunner paktiert bei ihrem selbstgefälligen Feldzug mit dem schmierigen Boulevardjournalisten Koniecka, den sie aus ihren politischen Sturm-und-Drang-Tagen kennt, und läßt sich auch von ihrer Teenietochter Saskia nicht bremsen, die sich zunehmend mehr von der Gemeinschaft ausgeschlossen fühlt und so ein zweites Mal zum Opfer wird.

 

Im Kontrast zu der malerisch ins Bild gerückten Landschaft arrangiert Odermatt seine Protagonisten zu einem Panoptikum der Schlechtmenschen. Darin aber liegt auch das Problem des Films: die positiven Figuren, etwa der verschüchterte Musiklehrer Dr. Jacobi, der Trix Brunner seine Hilfe anbietet, bleiben blaß, während die starken Figuren wie austauschbare Facetten eines allgemeinen Übels erscheinen. Auch wenn Odermatt keinen Zweifel daran läßt, daß Armin sich den Schülerinnen gegenüber wie ein Schweinehund verhält, wird der Mißbrauch dadurch doch indirekt relativiert.

 

Dieser Eindruck wird durch die extravagant-expressive Gestaltung des Films noch verstärkt. Das beginnt mit zwei theatralisch totenweiß geschminkten Frauenköpfen, die sich gegenseitig beschimpfen, und setzt sich mit unzähligen Jumpcuts und Kontinuitätsbrüchen fort. Entgegen jeder Erzähllogik läßt die Montage die Figuren innerhalb eines Dialoges beständig zwischen zwei, drei Schauplätzen hin- und herspringen. Mitunter erinnern die schnell getakteten „Talking Heads“ eher an eine Videoinstallation als an einen Spielfilm. Es gibt Rap- und Tanzeinlagen und jede Menge nackte Haut; Kameras rutschen ins Bild, die Schauspieler fallen aus ihren Rollen. Das mag mitunter brachial und penetrant wirken, ist auf der anderen Seite aber auch das pure Vergnügen, weil man einmal erlebt, was abseits der ausgetretenen Erzählpfade im Kino auch möglich ist: ein poetisches, hypnotisches, dann wieder irritierend-krudes, aber ungemein cooles Bilderrauschen mit dem gewissen Trashfaktor, das nebenbei auch noch eine Geschichte erzählt.

 

Bloß: Es ist halt nicht nur irgendeine Geschichte, sondern die eines (realen) Mißbrauchs. Wenn der dann auch noch als kultige Rockoper deftig-würzig in Szene gesetzt wird, gerät der Bezug zur Realität gefährlich ins Schlingern. An den Seelen der Opfer scheint der Film darüber bisweilen weniger interessiert zu sein als an ihren Leibern. (...)

 

Der Schweizer Regisseur Urs Odermatt verwandelt in der Verfilmung seines Theaterstücks einen realen Mißbrauchsfall in einen experimentellen Bilderreigen. In den neunziger Jahren hatte ein Sportlehrer Schülerinnen bedrängt, wovon die Behörden zunächst keine Kenntnis nehmen wollten. Der theatralisch überspielte und höchst artifiziell montierte Film fasziniert durch seine formale Wucht und seine collagenhafte Erzählstruktur. (...)

Stefan Volk

Das Panoptikum der Schlechtmenschen

Filmdienst, Köln, 8/2013

 

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Der Sportlehrer eines Gymnasiums nimmt Körperertüchtigung zu wörtlich. Er geht Schülerinnen an die Wäsche. Eine Mutter klagt ihn an. Alles nur böse Nachrede? Urs Odermatts verstörende Kolportage um Mißbrauch, Ausgrenzung, Engstirnigkeit und Sexphantasien ist wohl einer der provokativsten Schweizer Film der letzten Jahre.

 

Der böse Onkel sorgte bereits im Vorfeld für Schlagzeilen – von den Dreharbeiten bis zur Aufführung an den Solothurner Filmtagen 2012. Zahlreiche junge Frauen wurden für eine Massenszene gesucht – nackt. Der „Blick“ war dabei. Vor der Solothurner Première wurden Vorwürfe einer beteiligten Frau aufgebauscht, die den realen „Fall Möriken“ ins Rollen brachte und Odermatt des Plagiats bezichtigte. Nur hatte der sein Stück vor dem wirklichen Mißbrauchvorfall geschrieben.

 

In Der böse Onkel geht es nur oberflächlich um sexuellen Mißbrauch. Armin (Jörg-Heinrich Benthien), der angesehene Sportlehrer in einem Aargauer Dorf, hat eine etwas eigenwillige Auffassung von Körperertüchtigung. Die Schülerinnen eines Gymnasiums hetzt der ehemalige Spitzensportler auch mal nackt in der Turnhalle umher und scheut keinen körperlichen Kontakt. Die Mädchen lassen sich von dem Bild von Mann gerne betatschen, sogar vernaschen. Nur Saskia (Paula Schramm) nicht, die es mit ihrer Mutter Trix Brunner (Miriam Japp) eben erst von der Stadt ins Dorf verschlagen hat. Die Neue wird ausgegrenzt – ihre Mutter bei der Schulbehörde aktiv. Doch deren Leiterin (Verena Berger) läßt freilich nichts auf ihren Schulsportcrack kommen. Trix will den fehlbaren Sportlehrer entlarven und „entschärfen“, ein Boulevardreporter (Pascal Ulli) soll dabei helfen.

 

Um den Lehrer, dessen Sexphantasien und die der Schülerinnen baut Odermatt seinen verstörenden Film auf; er setzt böse gesellschaftskritische Stiche, verhöhnt Biedermaß und bürgerliche Engstirnigkeit. Teilweise überhöht er den Realismus um monströse Bilder und Metaphern. Da kann ein Eiland in der Aare schon mal zur Toteninsel werden. Die Grenze zwischen Opfer und Täter verwischen, jugendliche Triebe und erwachsenes Begehren kreuzen sich, schwarzer Humor paart sich mit morbider Tragödie.

 

Zweifellos legt Urs Odermatt (Mein Kampf) einen der provokantesten und irritierendsten Schweizer Filme in jüngster Zeit vor. An Der böse Onkel wurden neue Produktions- und Finanzierungsmethoden erprobt und realisiert – ohne die üblichen Subventionen und Fördermittel. Die Filmbeteiligten haben ihre Leistungen zu hundert Prozent in das Filmprojekt investiert. Der Produktion standen nur gut 60’000 Franken zur Verfügung. Auf jeden Fall ein außergewöhnlicher Film – roh, radikal, aufreizend, auch sperrig, spektakulär und spannend. So oder so sehenswert.

Rolf Breiner

Nackte Tatsachen und Übergriffe

Cineman.ch, Zürich

 

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Halbnackt rennen die Mädchen durch die Turnhalle. Bedeckt nur mit weißen Handtüchern. Einer der Teenager ist sogar ganz entblößt. Verzweifelt versucht die junge Frau, den anderen ein Handtuch zu entreißen. Denn wer am Ende nackt bleibt, hat ein Problem. Dieses steht am Spielfeldrand und schaut lüstern dem Geschehen zu. Sportlehrer Armin hat sich das perfide Spiel ausgedacht. Das Mädchen, das zum Schluß ohne Handtuch ist, muß bei ihm vorstellig werden. Und was das bedeutet, wissen alle.

 

In seinem Film Der böse Onkel, den der Schweizer Regisseur Urs Odermatt jetzt in Freiburg vorgestellt hat, geht es um den übergriffigen Sportlehrer eines Mädchengymnasiums auf dem Land, der vom ganzen Dorf gedeckt wird. Als ihn die Alleinerziehende Trix Brunner beschuldigt, ihre Tochter belästigt zu haben, ist die Dorfbevölkerung kollektiv empört. Immerhin genießt Armin Heldenstatus, seit er als Turmspringer an einer Olympiade teilgenommen hat.

 

Dieser Film ist ein Brett. Volle Breitseite Provokation. Und zwar nicht wegen der Mißbrauchsthematik. Auch nicht wegen der Genitalien, die darin immer wieder zu sehen sind. Nein. Diese LowBudget-Produktion entfaltet ihre subversive Wirkung durch das Wie, nicht durch das Was. So weigert sich Odermatt beispielsweise, mit dem filmischen Mittel der Empathie zu arbeiten. Das langsame Einführen der Hauptcharaktere in die Geschichte entfällt. Hier wird nicht entwickelt, sondern behauptet. Auch die Dialoge sind nichts für Zartbesaitete. So gesteht Saskia, die bei Armin im Sportunterricht ist, ihrer Mutter in obszönen Worten, daß sie sich lieber an den Arsch gehen lasse, als gar keine Freunde zu haben. Der Film ist verstörend. Odermatt hebelt alles aus, was die Filmhochschulen lehren, und versetzte auch sein Premièrenpublikum in Freiburg in Schockstarre.

 

Er schneidet so, daß die Schauspieler im Bild hüpfen, die Tonspuren springen und dabei den Charakteren beinahe das Wort abschneiden. Ein Film wie ein Videoclip. Obendrein unterläuft der Regisseur auch die unausgesprochene Vereinbarung, daß das, was wir sehen, zumindest für neunzig Minuten real ist, und zeigt seinen Kameramann bei der Arbeit. Er zerstört Illusionen, weist Identifikation zurück, erteilt dem Realismus eine Absage und macht alles mit so viel Genuß, daß man sich nur schwer gegen das allmählich einsetzende Gefühl des Respekts erwehren kann. Es ist Untergrundkino. Nicht dafür gemacht, zu gefallen. Ein ausgestreckter Mittelfinger.

Nadine Zeller

Ein Film wie ein Stinkefinger

Badische Zeitung, Freiburg, 16. Mai 2013

 

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(...) Le carenze di (...) sono state ampiamente coperte dal film Il cattivo zio, un sorprendente lungo sperimentale spassoso ambientato in un piccolo paesino della Svizzera tedesca, che se ne infischia della forma e dell’intrattenimento per raccontare, con uno stile che ricorda molto da vicino il Godard più recente, un caso di molestie sessuali che vede l’aitante insegnante di educazione fisica coinvolto in prima persona. Con un’energia invidiabile e un ritmo sostenuto, il film di Urs Odermatt mischia generi (la commedia, il musical, l’horror) e stili di riprese diverse, lasciando al fuori campo il compito principale di costruire il senso delle sequenze: quando meno ce lo aspettiamo vediamo infatti spuntare operatori, fonici, macchinisti che entrano in campo completando le frasi o interrompendo gli attori. Con questo procedimento che potremmo definire Brechtiano, il regista ci ricorda continuamente la natura finzionale dell’opera senza che questo riesca a distogliere l’attenzione del pubblico. Il miracolo di Odermatt sta proprio in questa sorta di equilibrio che si stabilisce tra lo sberleffo avanguardista e la narrazione più tradizionale. I due mondi comunicano in continuazione senza che uno prevalga sull’altro: entrambi partecipano allo stesso modo alla riuscita di un film che ci piacerebbe tanto poter vedere distribuito in Italia: se lo merita.

Giulio Casadei

RIFF 2012, 20. April 2012, pointblank.it, Rom

 

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(...) Quest’anno il festival chiuderà la programmazione con il lungometraggio svizzero-tedesco Il cattivo zio, scritto e diretto da Urs Odermatt. Un’opera che mette in scena le dinamiche sociali di chiusura tipiche del ‚paesino‘ che si trova alle prese con un presunto molestatore che però è anche un famoso campione sportivo. Nonostante la tematica sia controversa, grazie allo stile di questo estroso regista, viene trattata con molta ironia e riesce veramente a toccare lo spettatore. Film come questo, girato con raffinata intelligenza senza però escludere, anzi utilizzando con generosità eccentriche novità narrative, spiccano nel panorama cinematografico contemporaneo per l’intento di decifrare la crescente necessità di risolvere problemi in modo non convenzionale e di acquisire punti di vista che si allontanino dall’omologazione che il ‚paesino‘ come la nostra società spesso vogliono imporci.

 

Per queste sue caratteristiche Il cattivo zio verrà inoltre insignito del tradizionale Premio „Nuove visioni“, assegnato durante la serata del 19 aprile direttamente in sala. Questo premio nasce infatti come riconoscimento per valorizzare l’originalità della proposta cinematografica sia a livello di idee e di messaggio, sia per l’innovazione delle modalità di produzione di quel messaggio.

 

L’audace opera di Odermatt, in cui ha creduto la giovane e coraggiosa produttrice Jasmin Morgan, è stata selezionata tra le migliori proposte del RIFF che sempre si distinguono per l’indipendenza e l’impegno di registi che lavorano in ambito internazionale e nel campo della più attenta cinematografia autoriale (...).

11. Rome Independent Film Festival, 12. – 20. April 2012

 

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(...) Die folgenden beiden Tage (der 12. Filmkunstmesse Leipzig) standen für den Autor ganz im Zeichen des Low-Budget-, wenn nicht gar No-Budget-Films. Mit angeblich – und man mag es glauben – nur 50’000 € finanziert, stimmte bei Der böse Onkel das Preisleistungsverhältnis definitiv. In einer sich jeder Genreeinordnung verweigernden Handlung erzählt der Schweizer Urs Odermatt (Mein Kampf) von einer Mutter und ihrer Tochter, die vor zwölf Jahren in ein Dorf im Kanton Aargau gezogen sind und noch immer wie – nun ja – Zugezogene behandelt werden; und von einem Sportlehrer, der im Duschraum nackt E-Gitarre spielt, seine Schülerinnen begrapscht und sie Fangen in der Alle-sind-nackt,-und-es-gibt-ein-Handtuch-zu-wenig-Variante spielen läßt. Als gefeierter Landesmeister, der einst sogar an Olympia teilnahm, ist der Dorfheld praktisch unantastbar.

 

Präsentiert wird das alles in einer lauten, wilden Mischung aus Schwarzer Komödie, Gesellschaftssatire, Drama, Dokumentation und Making Of (!), die man in dieser Form wohl noch nicht gesehen hat. So unterhält sich der verstorbene Musiklehrer während seiner eigenen Beerdigung noch mit den anwesenden Gästen, stimmt die Hauptfigur mitten im Film in eine spontane Tanznummer vorm Supermarkt ein, sprechen alle möglichen Charaktere den Zuschauer ständig direkt an, sieht man dem Filmteam von Urs Odermatt dabei zu, wie es gerade Der böse Onkel dreht, und hört man schließlich irgendwann auch noch die Schauspielerin Paula Schramm ein paar Sätze über ihren Filmcharakter Saskia aufsagen.

 

Das alles erinnert sehr stark an „Holy Motors“, da hier wie dort auf der Leinwand Handlungen ausgeführt werden, die sich an irgendein imaginäres Publikum zwischen handelnden Personen und Kinozuschauern zu richten scheinen. Nur ist Der böse Onkel auf dieser Ebene noch um ein Vielfaches extremer. Letztlich ist das zwar nicht mehr als ein Spiel mit den Genres und dem Film als außergewöhnliche Kunstform, doch fasziniert Odermatts aktuelles Werk von der ersten bis zur letzten Minute mit immer neuen bizarren Einfällen. Ein Film, bei dem zumindest Einigkeit darüber bestehen sollte, daß man ihn nicht vergißt. (...)

René Loch

Ein Rückblick auf die 12. Filmkunstmesse Leipzig

Filmszene.de, Berlin

 

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(...) So glückselig wie der gestrige Kinotag in Solothurn begann – so gnadenlos heftig ging er in der Nacht mit Der böse Onkel von Urs Odermatt zu Ende. Obwohl ihn in der Schweizer Öffentlichkeit ein Hauch von Skandal umweht, wird er kaum Scharen von Eidgenossenen in die Filmtheater locken.

 

Dabei wäre das Thema dazu durchaus angetan. Natürlich nicht am Napf, sondern vielleicht in Zürichs Innenstadt: es geht um sexuellen Mißbrauch von Mädchen durch ihren Turnlehrer. Lose angelehnt an einen authentischen Fall, der vor Jahren die Gemüter im Aargau bewegte.

 

Im Gegensatz zur melodramatisch unterfütterten doku-fiktionalen Vorgehensweise, die bei diesem Stoff gerne vom Fernsehen benutzt wird, zog Odermatt alle Register einer schrillen Farce, wobei er mit „schlimmen Worten“ nicht geizt:

 

Eine kleine Lolita gesteht der spermatogen unterversorgten Mama, daß sie vom durchtrainierten Sportlehrer begrabscht wurde.  Die versucht empört einen Aufstand gegen den Pädagogen, wird jedoch bald selbst zum Ziel der Anklage und nicht der Täter. Eine Zugezogene und außerdem weiblichen Geschlechts will ein einheimisches Mannsbild mies machen. Das geht natürlich gar nicht!

 

Zwischen Videoinstallation und rüdem Pop-Spektakel treibt Der böse Onkel mit Entsetzen nicht Scherz, sondern meint es hinter dem Bildergewitter bitter ernst. Urs Odermatt versuchte in seinem Film, nicht nur den Mißbrauch selbst in seiner Unbeschreiblichkeit filmisch in den Griff zu bekommen, sondern das gesamte gesellschaftspolitische Klima gleich mit, in dem der Mißbrauch nicht nur von Kindern, sondern allgemeiner Gefühlswelten gedeihen kann. Das macht Der böse Onkel zum bemerkenswerten Experiment! Dabei zeigt sich der versierte Filmemacher, der sich auf die Möglichkeiten des medialen Ausdrucks versteht. Vielleicht sind ihm manchmal die Gäule durchgegangen, aber insgesamt wirkt sein Film nachhaltig! (...)

Herbert Spaich

47. Solothurner Filmtage

Blog Filmspaicher, SWR, Baden-Baden, 22. Januar 2012

 

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Wieder einmal wird die Frage gestellt: Wie darf sich die Kunst im Steinbruch der Wirklichkeit bedienen? Was darf sie aus den Bruchsteinen, die sie aus selbst erfahrener oder aus erzählter Wirklichkeit schöpft, Neues bauen? Anlaß für die Diskussion ist ein Spielfilm, der sich offenbar beim als „Fall Köbi F.“ bekannt gewordenen Wirklichkeitsstoff bedient. Es geht um sexuellen Mißbrauch. In der Möriker Wirklichkeit – die die meisten von uns auch nur medial vermittelt bekommen haben – ging es um einen Turn- und Sportlehrer, der sich an Kindern und Jugendlichen verging. Um was und um welche (fiktiven!) Figuren es im Film mit dem geplanten Titel Der böse Onkel geht, wissen wir nicht. Wir werden ins Kino gehen und dann beurteilen, ob wir den Film gelungen, weniger gelungen, mißraten finden.

 

Nun sucht aber eine Schulpflegerin, die unmittelbar in den Fall Köbi F. involviert war, darüber ein Buch geschrieben hat und ohne Zweifel verdienstvoll dazu beitrug, daß die Machenschaften des Turn- und Sportlehrers justiziabel wurden, die Öffentlichkeit und erhebt den Anspruch, beim Drehbuch mitreden zu dürfen, ja mitreden zu müssen. Warum denn? Müßte so gedacht nicht auch Köbi F. mitreden dürfen, ja mitreden müssen? Und alle anderen, die glauben, die wirkliche Wirklichkeit zu kennen?

 

Journalismus hat die Pflicht und Schuldigkeit, die Wirklichkeit so sachgerecht und fair wie möglich darzustellen. Das ist gut so. Wie aber ist es mit der Kunst? Sie hat diese Pflicht und Schuldigkeit gerade nicht. Das ist auch gut so. Kunst bildet nicht ab, Kunst schöpft. Sie schöpft aus der Wirklichkeit der Geschehnisse, der überlieferten Erzählungen, der Phantasie. Sie hat nicht den Anspruch auf sachgerechte Darstellung. Im besten Fall schafft diese Kunst eine neue Wahrheit oder – wie Picasso einmal schön gesagt hat – „einer Lüge, die uns die Wahrheit erkennen läßt“.

 

Ob Der böse Onkel gute Kunst wird, muß sich weisen. Damit ein Kunstwerk aber Kunstwerk werden kann, braucht der Künstler in jedem Fall die Freiheit, so aus der Wirklichkeit zu schöpfen, wie er es für gut, richtig und stimmig hält.

 

Hätte etwa Frau Else von Ardenne bei Theodor Fontane vorstellig werden sollen, um ihren Anspruch anzumelden, beim Roman Effi Bliest mitzuschreiben? Immerhin war sie das reale Vorbild für Fontanes Romanfigur. Der Gedanke erscheint uns heute ziemlich abwegig. Das Beispiel darf hier aber angefügt werden, weil es schön zeigt, wie Kunst sich im besten Fall verselbständigt und zu etwas so eigenem wird, daß niemand mehr nach Übereinstimmungen mit „wirklicher Wirklichkeit“ fragt.

 

Effi Briest ist Effi Briest, nicht Frau von Ardenne. So darf auch Der böse Onkel zum „bösen Onkel“ werden, nicht zu Köbi F. Den gibt’s ja schon.

Urs Tremp

Wirklichkeit und Kunst-Wirklichkeit

Aargauer Zeitung, Aarau, 26. Juli 2009

 

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Um es gleich vorweg zu sagen: Der böse Onkel ist einer der radikalsten und verstörendsten Filme, die im deutschsprachigen Kino entstanden sind. Nicht nur durch die Art, wie er seine Geschichte erzählt, sondern auch durch sein Thema: Es geht um sexuellen Mißbrauch.

 

Armin, Anfang fünfzig, ehemaliger Olympiateilnehmer, ist Sportlehrer in einer kleinen Stadt im schweizerischen Aargau. Als die Mutter einer Schülerin ihn beschuldigt, sich an ihrer Tochter vergriffen zu haben, kommt es im  Ort zu einer Hetze: Gegen die Mutter, der man vorwirft, am Ruf des Dorfhelden zu kratzen und als Zugereiste aus der Großstadt den Ruf des Ortes zu beschädigen. Fürwahr ein Thema das Sprengkraft besitzt.

 

Doch schon von der ersten Einstellung an macht Odermatt deutlich, daß es ihm um mehr geht, als eine Geschichte gradlinig zu erzählen. Immer wieder bricht er aus den üblichen Sehgewohnheiten aus, Schauspieler fallen aus der Rolle und brüllen von der Leinwand aus den Zuschauer direkt an, das Filmteam ist immer wieder im Bild zu sehen und der Film wechselt mehrfach Stil und Perspektive. (...)

 

Der böse Onkel ist kein Film, der für irgend eine Seite Partei ergreift, im Gegenteil, hier kommen alle schlecht weg. Der böse Onkel ist ein Film, der zeigt, wie verstörend und dennoch erhellend es sein kann, das Terrain der gewohnten Meinungsbilder und Sehgewohnheiten zu verlassen.

Richard Hehn

Kommunales Kino Guckloch e.V., Villingen-Schwenningen

 

Saskia

Warum hast du mir nicht an den Arsch gewichst, du Schwein? Warum mir nicht? Warum nur mir nicht? Mein Arsch ist wie jeder andere. Ich hätte dich nicht verraten. Ich hätte dich nie verraten. Ich hätte dich verraten. Ich hätte alles getan, damit du mich beachtest. Ich hätte alles dafür getan, so zu sein wie die anderen. – Warum hast du mich geopfert, Mama?

 

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Urs Odermatts Film lernt das allzu oft allzu biedere Schweizer Spielfilmschaffen das Fürchten. Ein Rohjuwel: Eigenwillig und wegweisend. (...) Immer wieder wird gefordert, der Schweizer Film müsse radikaler werden. In der Tat, vielen Produktionen haftet Spießig- und Mutlosigkeit an.

 

Anders Urs Odermatts Film! Rasant in der Montage, witzig und unerschrocken nähert er sich auf unterhaltende und unkonventionelle Art und Weise dem Thema des sexuellen Mißbrauchs an.

 

Odermatt hat mit seinem Film einen künstlerischen Rohdiamanten geschaffen. Zukunftweisend für eine ganze Branche. Kino von Morgen! Füdlibürger und Moralapostel werden den Film trotzdem hassen.

Felix Schenker

art-tv.ch, Zürich

 

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Peter Stockhaus

‚Der böse Onkel‘ ist kein einfacher Film, hat keine gefällige Form. Er ist neu, außergewöhnlich, bewegt sich jenseits definierter Genre und sperrt sich gegen Schubladen. Wie hat man sich die Genese eines solchen Projekts vorzustellen?

 

Urs Odermatt

Die Frage deutet selbst auf die Antwort: Definiertes Genre. Schublade. Am Anfang stand die Langeweile. Am Anfang stand die Erkenntnis, daß von allen Formen  der zeitgenössischen Kunst der Film die stromlinienförmigste, die relevanz- und schmerzfreiste, die kuschelsentimentalste, kurz: die langweiligste ist. Interessant ist die Antwort auf diese Polemik: Nicht der Vorwurf der berechnenden Konvention und der Konsensnuttigkeit regt den Widerstand, nein,

igitt ist die Zumutung der Definition des Films als Kunst und nicht als Ware. Am Anfang stand die Frage: Was gefällt mir? Mir, dem Künstler. Schon falsch – Film kostet Geld! In unserem Fall 4,5 Mio. Franken. Sagt das Budget. Was das heißt, davon können die Kollegen vom Subventionsfilm ein Lied singen. Man schreibt die Drehbücher so, daß sie gefördert werden. Man besetzt, dreht, schneidet die Filme so, daß beifällig genickt wird. Die Schere im Kopf hat den Final Cut.

 

Am Anfang stand auch die Chuzpe der Produzentin Jasmin Morgan, die mein Drehbuch Der böse Onkel, das wie sauer Bier jahrelang auf dem Schreibtisch jedes deutschsprachigen Produzenten, Redakteurs und Förderers schimmelte, mit in der Nachbarschaft erbettelten 68’000 Franken, 50 komplizierten Drehtagen an 84 aufwendigen Drehorten, einer 183köpfigen Crew hinter und vor der Kamera und einem Arsenal an technischem Spielzeug ausstattete, das keine Regiewünsche offenließ. Es lebe der Independentfilm! No-budget heißt natürlich auch, kein Geld für niemanden, und wir schlafen in der Armeeunterkunft. Dafür ein Commitment gibt nur, wer unbedingt mitarbeiten will. Wenn Häuser abzahlen und hungrige Mäuler stopfen, geht das nicht. Aber die Kunst war nie so frei.

 

Und was mache ich mit der wunderbaren neuen Freiheit? Ich entscheide mich für den Luxus, mich nicht mit dem Was-erzähleich?, sondern mit dem Wie-erzähle-ich? zu beschäftigen. Eigentlich die Uraufgabe der Kunst, für den Inhalt eine Form zu finden. Auch im Zeitalter der Scriptdoktoren, der Wendepunktdramaturgen und der Genredefinierer. Inhalte provozieren heute keinen mehr. Brisante Themen gibt’s im Hauptabendfernsehen. Die Form ist die wahre Subversion.

 

 

Peter Stockhaus

Der Film hat seinen Ursprung in einem Theaterstück. Auch die meisten Schauspieler kommen von der Bühne. Wie definierst Du für Dich das Verhältnis von Film und Theater?

 

Urs Odermatt

Film und Theater sind wie Feuer und Wasser, sagt man. Film ist Illusion, Identifikation, Realismus, additives Erzählen. Theater ist Abstraktion, Assoziation, Reduktion, Stilisierung. Und Behauptung: Wenn der Schauspieler an der Rampe virtuos behauptet, er sei ein Fisch, glaubt ihm das Publikum kraft der Vereinbarung Bühne. Im Film geht das nicht; jeder weiß, wie ein Fisch aussieht.

 

Ich glaube das keine Sekunde. Abgesehen davon, daß mich als Zuschauer Abstraktion, Reduktion und virtuos getimte Behauptung mehr interessieren als hausfrauenpsychologisches Identifikationsspiel, Gefühle durch drängende und bedrängende Schnittkadenz mehr als Sentimentalität durch wohlfeile Glaubwürdigkeit, wird in Der böse Onkel die Hauptfigur Saskia durch ein paar Dutzend Schauspieler gespielt, abwechselnd und gleichzeitig, alte, junge, weibliche, männliche, nüchterne, verkaterte, spielwütige und genötigte. Mehr Theater im Kino geht nicht. Aber Theater ist live, nur Filmmontage kann dieses atemlose Tempo. Ich stelle fest: Die Filmleute provoziert’s, das Publikum fasziniert’s. Hat das Publikum im Internet schneller und mehr gelernt als die Filmbranche in ihren Workshops? Und, für wen machen wir den Film?

 

 

Peter Stockhaus

„Wenn ich eine Botschaft habe, schicke ich ein Telegramm“, hat einmal ein Hollywoodproduzent gesagt. Somit keinesfalls die Frage nach der Bedeutung, aber die Frage nach der Motivation. Was hat Dich an diesem Thema interessiert? Wie würdest Du das Thema des Films beschreiben? Was ist der Nukleus?

 

Urs Odermatt

Bei meinen beiden wunderbaren polnischen Lehrmeistern Krzysztof Kieślowski und Edward Żebrowski habe ich gelernt, daß der amerikanische Autor recherchiert, während der europäische Autor die Festplatte seiner Intuition und seines emotionalen Gedächtnisses plündert. Darum hätten amerikanische Filme meist eine risikominimierte solide Qualität, während europäische in der Regel sagenhaft langweilig, manchmal allerdings sagenhaft gut seien. Polen sind strenge Lehrmeister! Mein Interesse am Stoff muß also aus den – zum Glück durch gute Schweizer Sozialisierung gedeckelten – Untiefen meiner menschlichen Abgründe kommen. Der abendländische Autor erzählt, wovon er Bescheid weiß.

 

Wo immer ich Der böse Onkel inszenierte, drehte oder öffentlich lesen ließ, rannte der schmallippige Vorwurf auf mich zu, ich hätte

eine Lebensgeschichte gestohlen. Egal, ob ich Mensch und Ort zum ersten Mal sehe. Was kann einem Autor besseres passieren: Die beinahe handgreifliche Bestätigung, daß er eine archetypische Geschichte geschrieben hat. Eine Geschichte über den schmalen Grat zwischen besser wissen und Besserwisserei. Zwischen recht haben und Rechthaberei. Die Geschichte einer modernen Heldin, die auf der richtigen Seite kämpft und alles falsch macht. Die Geschichte eines Sauhunds, bei dem die Mädels sicherer sind als auf der Straße; schließlich will er sein minderjähriges Spielzeug nicht kaputt. Und die Geschichte der Einsamkeit jugendlicher Außenseiter, und die Preistreiberei der Verzweiflung, wenn sie das Dazugehören kaufen wollen.

 

 

Peter Stockhaus

Einerseits fasziniert der Film durch seine elaborierten und teilweise gewagten Bilder, andererseits ist es ein durch pointierte, geschliffene, scharfe Dialoge ausgezeichnetes Sprechwerk. Wie definierst Du für Dich das Verhältnis von Bild und Text? Sind es noch Dialoge, oder ist es nicht vielmehr Text? Ist Aristoteles – Handlung durch Dialog – hier der Lehrmeister?

 

Urs Odermatt

Ich schreibe keine Drehbücher. Ich schreibe Dialoglisten. Beim Schreiben ist noch nicht entschieden, ob ein Film, ein Stück oder ein Hörspiel entsteht. Oder alle drei. Aristoteles hatte es da zu seiner Zeit einfacher. Ich feile an den Dialogen, bis sie stimmen. Wenn sie stimmen, habe ich die Figuren und ihr Schicksal verstanden. Bei Der böse Onkel unterscheiden sich die Dialoge zwischen  Stück und Film in keinem Wort (Doch, in einem: Michael Jackson „war“ statt „ist“). Eine auf der Bühne erprobte rasende Sprechoper; kein Deutscher spricht so kurz und knapp wie diese Schweizer Dialoge.

 

Die Umsetzung in Bilder entsteht in den Wochen vor den Dreharbeiten bei Motivsuche und Découpage mit dem Kameramann Markus Rave. Vielleicht hat dieses Wechselbad Methode: Die Dialoge bis zum letzten Beistrich in Stein gemeißelt, die Kamera nach Plan betoniert – der Rest der Umsetzung in diesem ganz engen Raum gehört dann der grenzenlosen Freiheit der Schauspieler. Die Förderer hatten keine Schublade für Dialoglisten statt Drehbücher. Keine für Intuition statt Konzept.

 

 

Peter Stockhaus

Du hast Dich in der Dramaturgie für ein Vorspiel und ein Nachspiel entschieden, einen Rahmen gesetzt, einen Bogen gespannt, die Handlung aus der Zeit gehoben. Hat das nicht etwas Lehrstückhaftes?

 

Urs Odermatt

Das Lehrstück war bei Brecht von Laien gespieltes Mitmachtheater mit pädagogischem Pathos. Das ist das Gegenteil von Der böse Onkel: Das Publikum hat kaum Zeit zum Atmen, Interaktion ist etwas anderes. Noch nie habe ich vor und hinter der Kamera so beharrlich und kompromißlos gecasted, für so rigoroses Auswählen gibt’s für die Kollegen vom Subventionsfilm kein Budget. Und halbwissende Lehrmeister sind eine Landplage, da will ich nicht einer von sein.

 

Aber die Assoziation mit Brecht ist dennoch richtig: Seine Experimente mit der Stilisierung, der Brechung und der Verfremdung in der Dramaturgie seiner Stücke haben mich stets inspiriert. Da, wo sie helfen, eine örtlich und zeitlich vermeintlich präzise lokal  verortete Geschichte jederzeit und überall spielen zu lassen. Damit wären wir allerdings bei modellhaft statt bei lehrstückhaft.

 

 

Peter Stockhaus

Bitte ein gutes Argument: Warum muß man ‚Der böse Onkel‘ sehen?

 

Urs Odermatt

Der böse Onkel ist bestes U-Kino: Rasendes Crossover raffinierter Rätsel mit sattesten Griffen in die unterste Schublade der Kolportage, montiert in Groove, Timing und Abgedrehtheit eines abendfüllenden Dubstep-Clips. Anarcho-Kino. Boshaft elitär. Ich würde das auf jeden Fall sehen wollen!

Peter Stockhaus, Hamburg

ist der deutsche Verleiher von „Der böse Onkel“

 

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Tom Bohn, Regisseur „Tatort“

Warum bloß dieses Thema?

 

Urs Odermatt

Du wertest Mißbrauch wie Mord? Du selbst setzt Mord als Sonntagabendunterhaltung ein.

1. Snowdance Independent Film Fesitval

Landsberg am Lech

 

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Trix Brunner

Der Journalist weiß nichts, aber alles besser. Der Journalist mag niemanden, aber will von allen geliebt werden. Der Journalist will viel Geld verdienen, aber keine Verantwortung übernehmen.

 

Koniecka

Der Gesetzgeber definiert die Pressefreiheit etwas anders.

 

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Sowohl künstlerisch wie auch in seiner Produktionsweise ist Der böse Onkel ein innovatives, ungewöhnliches und äußerst radikales Filmwerk, das uns sehr überzeugt hat.

Micha Schiwow

Swiss Films, Zürich

 

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Lieber Urs, wir haben alles richtig gemacht. (...) Es ist ein gutes Gefühl, Dein Komplize zu sein. Das wollte ich Dir mal zwischen all dem Trubel sagen.

Markus Rave, Offenbach

 

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Unser Film ist ein unglaublich geiles Werk geworden. Das Drehbuch war schon der Hammer, aber das Endprodukt ist noch gewaltiger. Ich bin sehr stolz, Teil dieses Meilensteins im Schweizer Filmschaffen zu sein.

Pascal Ulli, Zürich

 

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Un chef-d’œuvre. Klug und raffiniert wie Godard. Nur lustiger.

Beni Müller, Regisseur, Zürich

 

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Freches und witziges Schweizer Kino.

Heinz Badewitz

45. Hofer Filmtage, Hof

 

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...könnte durchaus auch aus Österreich stammen, denn extrem trockener Humor erwartet uns bei Der böse Onkel von Urs Odermatt.

Berliner Film-Blog des BAF e.V., Berlin

 

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Der böse Onkel, ein sehr ungewöhnlicher und wegweisender Experimentalfilm von Urs Odermatt. Avantgarde aus der Schweiz.

Kino Zukunft, Berlin

 

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Es ist keine Floskel, zu sagen, daß es einen Film wie Der böse Onkel selten zu sehen gibt.

Matthias Dell

Der Freitag, Berlin

 

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Der „Held“ in Urs Odermatts gewagter Szenencollage Der böse Onkel ist einer, von dem frau sich kaum wünscht, daß er auf dem weißen Gaul dahertrottet, um sie auf der nächstgelegenen Waldlichtung sanft aber bestimmt zu entjungfern.

Marie-Therese Gey

Kino Zebra, Konstanz

 

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Urs Odermatt (...) hat sein eigenes Theaterstück verfilmt und dabei Film als Form völlig in Frage gestellt. Formal versprüht der Film eine große anarchische Kraft.

Marcel Ahrenholz

Player, Leipzig, Mai 2013

 

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Urs Odermatts tollkühner No-Budget-Film Der böse Onkel: (...) noch ein Film also, in dessen Mittelpunkt der Mißbrauch von Minderjährigen steht, nach Thomas Vinterbergs Die Jagd – der wirkt daneben wie ein Stück Hochglanz-Hollywood.

Susan Vahabzadeh

Im Duschraum mit Gitarre

Süddeutsche Zeitung, München, 12. April 2013

 

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Statt mit erhobenem Zeigefinger zu moralisieren, überrascht der Regisseur durch künstlerische Originalität. Es gelingt ihm so, das Publikum zu einem intensiven Nachdenken über wesentliche Fragen des Miteinanders in der bürgerlichen Gesellschaft zu bewegen.

dpa, Berlin, 8. April 2013

 

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Radikal, intelligent – Mono- und Dialoge, die so schnell und spitz sind wie in alten Screwball-Comedys, allerdings um Lichtjahre gemeiner.

Julia Nieder

Spielfilm.de, Nierstein

 

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(...) überzeugt der Low-Budget-Film von Urs Odermatt mit dem Mut, sich gänzlich von Normen, Konventionen und Etiketten frei zu machen. Gleichzeitig heizt er auf eine provokante, ungewohnte Art die Diskussion über sexuellen Mißbrauch ein und klagt das Stillschweigen des Umfelds an. Grotesk, witzig und zuweilen hochgradig verstörend.

Filmtrailer.com, Kopenhagen

 

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Regisseur Urs Odermatt ist stolz: Ohne Förderung, ohne Konsensgremien, ohne Kompromisse konnte er diesen Film inszenieren, so wie er ihn sich vorstellte. Und tatsächlich ist Der böse Onkel ein grandios brausender Bilderstrom, ein Montagefeuerwerk, ein Overkill an formalen Mitteln, die sich zu einer bitterbösen Farce zusammenschließen. Realitäts- und Irrealitätsebenen verschwimmen, Satz- und Bildfragmente werden wie Puzzleteile verstreut und eher assoziativ als konstruktiv vom Filmschnitt zusammengefügt. Zwischendurch Musicaleinlagen, in die Kamera gesprochene Schnellfeuermonologe und Making-of-Clips, in denen die Darsteller beim Darstellen gezeigt werden: eine Collage, die in ihrem Ideenreichtum und in ihrer Rasanz fasziniert – „eine auf der Bühne erprobte rasende Sprechoper“, nennt Odermatt seinen nach eigenem Theaterstück inszenierten Film.

 

(...) Sagenhaft etwa, wenn in einem Fangenspiel die Schülerinnen auf Geheiß des Sportlehrers sich gegenseitig die Handtücher von den nackten Leibern reißen müssen, oder sein nacktes Gitarrensolo im Duschraum. Da macht der böse Onkel Armin dem Zuschauer richtig Spaß, obwohl er der Bösewicht ist, und wirkt fast sympathischer als die vorlaut und selbstgerecht erscheinende Trix, die doch so recht hat.

Harald Mühlbeyer

Kino Kino

Bayerisches Fernsehen, München, 8. April 2013

 

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Ein rasender, vielschichtiger, fulminanter, turbulenter, grotesk witziger Film um sexuellen Mißbrauch und das Schweigen – der in seiner einfallsreich collagenartigen Form seinem etwas angestaubten Thema weit voraus ist. (...) Kurz: Rasantes Regietheater mit filmischen Mitteln.

Harald Mühlbeyer

Cinefacts.de, München

 

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Radikal rasant inszeniert und geschnitten.

Rolf Breiner

Klein Report, Zürich, 23. Januar 2012

 

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Trix Brunner

Ich will, daß meine Tochter aus dem Haus gehen kann, ohne auf blutige Spritzen zu treten. Ich will, daß sie in der Schule ab und zu Deutsch hört. Nicht nur Albanisch und Türkisch.

 

Koniecka

Seltsam, diese Worte aus deinem Mund zu hören. Ich habe dich zweimal auf der Juso-Liste gewählt.

 

Trix Brunner

Du wolltest mit mir ins Bett.

 

Koniecka

Die anderen zwölf wahrscheinlich auch.

 

Trix Brunner

Es waren dreihundertzwanzig.

 

Koniecka

Lover?

 

Trix Brunner

Wähler.

 

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Hinter Urs Odermatt liegt eine außerordentlich arbeitsintensive Zeit. Aber er wirkt frisch, gut gelaunt, motiviert.

 

Der Raum ist fast vollständig kahl. Schmucklos. Ein Arbeitszimmer halt, das im Moment nicht gebraucht wird. Immerhin: ein Tisch und zwei Stühle. Urs Odermatt sitzt ganz entspannt da, den Stuhl hat er etwas seitwärts weggerückt. Er wirkt zufrieden, erfüllt.

 

Odermatt ist kein Mann der langen Vorreden. Das könnte er sich auch gar nicht leisten. „Hinter dem Filmteam liegt eine sehr strenge Zeit. Nach einer zwei- bis dreijährigen Vorbereitungszeit haben wir innert sieben Wochen ungefähr achtunddreißig Drehtage bewältigt.“ Das bedeutet 15-Stunden-Tage, dazu kommen für Odermatt selbst noch die Vor- und die Nachbereitung der Filmtage. „Drei bis vier Stunden Schlaf mußten meistens genügen“, sagt er. „Ich bin selbst erstaunt, wie wir das alles scheinbar mühelos bewältigt haben.“

 

Erklärungen bietet er aber gleich selbst. Einen wichtigen Grund sieht er in der Zusammensetzung des Teams. Insgesamt wirkten bis zu vierundachtzig Personen mit, alles Profis – und alle ohne Gage! „Es sind durchwegs Leute, die ähnlich ticken und die viel lieber ohne Geld etwas wirklich Reizvolles tun wollen, als sich für Geld zu langweilen.“ Odermatt wird konkreter: „Auf der einen Seite sind darunter viele junge Wilde, die dieses Projekt sozusagen als Empfehlung in ihre Vita eingliedern möchten. Anderseits sind da die alten Hunde, sehr erfahrene Berufsleute, die sich mit Haut und Haar dem Film verschrieben haben und über einen entsprechenden Erfahrungsschatz verfügen.“ Odermatt sagt nicht nur einmal: „Es herrschte eine total gute Stimmung.“

 

„Wir arbeiten beinahe ohne Geld.“ Wie ist das nur möglich? „Wir profitieren von vielen Sponsoren, die uns materielle Güter zur Verfügung stellen, Räumlichkeiten, Gerätschaften, Unterkünfte.“ Gerade mal 30’000 Franken stehen für laufende Ausgaben zur Verfügung. Und dies, nachdem Odermatt einen 5-Millionen-Film abgedreht hat! „Erstmals in meinem Leben mache ich einen Film, der ganz aus mir selbst heraus entsteht. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl: vollkommene Freiheit, absolute Selbstbestimmung. Ich muß auf niemanden Rücksicht nehmen, niemand redet mir rein. Noch nicht ein einziges Mal mußte ich mir wegen des Publikums oder wegen der Auftraggeber irgendwelche Sorgen machen – einfach herrlich!“ Und er ergänzt: „Üblicherweise muß man sich dauernd mit irgendwelchen Geldgebern herumschlagen, die ihre eigenen Vorstellungen einbringen wollen. Der eine verlangt Blau, der andere Grün, es wird ein bißchen herumgestritten, und kaum hat man sich geeinigt, kommt ein Dritter, der Rot haben will. Das kann sehr nervenaufreibend sein.“ Hier war es ganz anders: „Ich mache diesen Film aus Lust, nicht aus Kalkül.“ Für den Fall, daß der Film in den Kinos Erfolg haben sollte, hat man sich abgesprochen, wie ein Gewinn aufzuteilen sei. Alles hypothetisch, versteht sich.

 

Die einzelnen Szenen sind jetzt abgedreht, der Ton ist angelegt. Nun kommt aus Deutschland für drei Monate eine Cutterin. Odermatt rechnet damit, daß der Film bis Ende März fertig geschnitten ist. Im Frühjahr müssen zwar noch einige Aufnahmen nachgedreht werden, aber schon im kommenden Dezember will Odermatt einzelne Sequenzen so weit bearbeitet haben, daß er sie in einem Vorlauf den Sponsoren zeigen kann.

 

„Ich wußte genau, worauf ich mich da einlasse.“ Und nochmals wiederholt Odermatt: „Wir waren eine verschworene Gemeinschaft. Die Arbeit war ungemein beglückend, sie hat enorme Kräfte freigelegt.“ Schwungvoll erhebt er sich von seinem Platz, geht die Treppe hinunter und wendet sich wieder seinen Leuten zu. Es geht weiter.

Peter Belart

Alte Hunde und junge Wilde, alles Profis

Aargauer Zeitung, Aarau, 8. November 2009

Ruth Ramstein verlangt Einsicht und will mitreden? Mein Drehbuch geht sie etwa so viel an wie mich ihre Steuererklärung.

Urs Odermatt

Aargauer Zeitung, Aarau, 8. August 2004

 

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Ich bitte Sie höflich, Ihr Sponsoring zu überdenken. Wie können Sie es als vom Volk gewählte Gemeindebehörde, als Führungsperson einer börsenkotieren Publikumsgesellschaft oder eines öffentlichen Betriebs oder als angesehener Gewerbetreibender oder Unternehmer oder als ehrenvolle Privatperson verantworten und öffentlich vertreten, ein solches Projekt zu unterstützen?

Ruth Ramstein

Rundschreiben an alle Sponsoren

von „Der böse Onkel“

Lenzburg, 19. August 2009

 

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Ein völlig neuartiger, selbstbestimmter Film, frech, mit rasanten Dialogen, komisch und ergreifend.

Prof. Dr. Ursula von Keitz

Filmmuseum Potsdam

 

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Amerikaner recherchieren. Wir Europäer haben Abgründe. Da warten unsere Geschichten.

Krzysztof Kieślowski

 

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...completely off the wall. (...) Best of all is Armin, whom we love to hate.

 

If you are up for something different, try this film. If nothing else, you’ll see a muscular, bald-headed man play the guitar while totally naked in the shower. How often do you have that opportunity?

Becky Tan

American Women’s Club of Hamburg

 

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Völlig durchgeknallt – ein David Lynch aus der Schweiz!

Reiner Motz

Steidl Verlag, Göttingen

Der böse Onkel